Der Arbeitsvertrag oder der Entsendebrief sind unterschrieben, das Visum ist beantragt – doch was erwartet den Transferee wirklich in seiner neuen Heimat Deutschland? Welche überraschenden Gepflogenheiten erwarten mich bei Wohnungssuche, Bürokratie und im Alltag?
Die 9 Insider Tipps für die Relocation nach Deutschland
Zur besseren Vorbereitung geben wir einen knappen Überblick zu einigen Besonderheiten, die beim Umzug nach Deutschland auftauchen werden:
- Wohnungssuche: Deutsche Vermieter suchen ihre Mieter sehr genau aus. Mieter haben in Deutschland viele Rechte und ein Vermieter kann den Mieter nur sehr schwer loswerden.
In den meisten Ballungsräumen gleicht die Wohnungssuche einer Jobsuche und es herrscht großer Wettbewerb und ein schnelles Tempo bei der Wohnungsvergabe.
Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern, zahlt in Deutschland in der Regel der Vermieter die Provision für den Immobilienmakler.
Wichtig ist auch zu wissen, dass in Deutschland unmöblierte Wohnungen komplett leer sind, ohne Einbauschränke, nicht einmal Lampen oder Vorhangstangen sind vorhanden. Meist ist auch keine Küche eingebaut, lediglich die Sanitäreinrichtung in Bad und Toilette ist Standard. Teilmöblierte Wohnungen sind eher unüblich und es gibt entweder vollmöblierte oder unmöblierte Wohnungen. - Nettogehalt: Das Gehalt wird in Deutschland an den Angestellten als Nettogehalt überwiesen. Es ist sehr empfehlenswert, dass man sich von der Personalabteilung oder über einen Brutto-Netto-Rechner online, eine ungefähre Berechnung des Nettogehaltes vorab besorgt. Alle Steuern, Sozialabgaben und Pflichtversicherungen, sowohl der Arbeitnehmer- und Arbeitgeberanteil, werden direkt vom Bruttogehalt abgezogen.
- Kirchensteuer: In Deutschland sind die Mitglieder bestimmter Glaubensrichtungen, zum Beispiel Protestanten und Katholiken, kirchensteuerpflichtig. Die Kirchensteuer beträgt derzeit 8% der Einkommenssteuer. Als Mitglied einer Kirche wird jeder Getaufte gezählt, die tatsächliche Ausübung des Glaubens ist nicht relevant. Wer keine Kirchensteuer zahlen möchte, muss offiziell aus der Kirche austreten und dies erfordert ein persönliches Erscheinen bei der Behörde.
- Krankenversicherung: In Deutschland ist die Krankenversicherung eine Pflichtversicherung. Jeder Mitarbeiter muss am ersten Tag der Arbeit die Mitgliedschaft zur Krankenversicherung dem Arbeitgeber mitteilen. Alle nach Deutschland ziehenden Familienmitglieder müssen versichert sein. In der Regel sollte sich also der Transferee vor Einreise um eine Krankenversicherung kümmern. Es gibt die gesetzliche Krankenversicherung, sowie optional die private Krankenversicherung für Einkommen über einer bestimmten Einkommensgrenze (2018: Jahresbruttogehalt über €59.400).
- Kindergeld: Der deutsche Staat unterstützt Familien mit einer einkommensunabhängigen monatlichen Zahlung – dem Kindergeld. Beantragen kann es jeder, der in Deutschland sozialversicherungspflichtiges Einkommen erhält und dessen Kinder in Deutschland (oder der EU) leben.
- Führerscheinumschreibung: Alle Führerscheine außer EU-Führerscheine müssen innerhalb von 6 Monaten nach Anmeldung in Deutschland in einen deutschen Führerschein umgeschrieben werden. Je nach Herkunftsland des Führerscheines sind entweder die theoretische und/ oder praktische Fahrprüfung oder keine Prüfungen nötig. Der Prozess zur Umschreibung mit Prüfungen ist zeitaufwendig und sollte frühestmöglich nach Einreise gestartet werden.
- Meldepflicht: In Deutschland gilt eine Meldepflicht bei der Behörde. Das heißt man muss bei Zuzug nach oder einem Umzug in Deutschland offiziell bei der Meldebehörde vorsprechen. Die Frist ist derzeit 14 Tage. Wer zu spät oder nicht gemeldet ist, muss mit rechtlichen Konsequenzen rechnen.
- Öffnungszeiten: In Deutschland werden die Öffnungszeiten der Läden, Supermärkte und Einkaufszentren vom Bundesland festgelegt. Sonntags und an Feiertagen sind in der Regel alle Geschäfte geschlossen, Ausnahmen gibt es nur rund um Bahnhöfe und Flughäfen. Es gibt in der Regel kein 24/7 Shopping, je nach Region liegen die Schließzeiten bei 19 oder 20 Uhr, nur in wenigen Regionen wie Berlin haben Supermärkte auch bis 22 oder 23 Uhr geöffnet.
- Rundfunkbeitrag: In Deutschland muss jeder Haushalt eine monatliche Gebühr für die öffentlichen Fernseh- und Radio-Stationen zahlen. Sobald man in Deutschland gemeldet ist, wird man vom Rundfunkbeitragsservice kontaktiert und aufgefordert den monatlichen Beitrag von €17.50 zu zahlen.
Falls Sie Ihnen unsere komprimierte Übersicht gefallen hat und Sie mehr Fragen haben zum Umzug nach Deutschland, nehmen Sie gerne mit unseren Relocation Experten Kontakt auf.